Der Glücksspielautomat steht für das moderne und wohl aktuell am weitesten verbreitete Glücksspiel der Welt. Kein Bild der Glücksspielmetropole Las Vegas kommt ohne ihn aus, in Filmen wie der Ocean´s Eleven-Filmreihe spielt er eine Nebenrolle und in Deutschland ist er sowohl in Spielbanken als auch in Spielotheken, Restaurants oder Kneipen zu finden. Auch die mittlerweile immer populärer werdenden Online-Casinos haben zahlreiche Versionen in digitaler Form im Angebot.
AM ANFANG WAR DER HEBEL
Die Geschichte der Glücksspielautomaten reicht bis ins Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Der wohl erste Geldspielautomat wurde von den Gebrüdern Caille im Jahr 1889 in den USA erfunden. Schon hier konnte man mit einem Hebel den Spielprozess in Gang setzen. Zehn Jahre später optimierte der deutsche Auswanderer August Frey dieses Grundprinzip mit dem 3-Walzen-Spielsystem. Dieses Walzensystem ist selbst heute noch bei den digitalen Spielsystemen vorherrschend. Freys Spielgerät namens „Liberty Bell“ erlangte schnell große Beliebtheit. Zuvor funktionierten die Spielgeräte nach dem Rouletteprinzip: man musste auf eine Farbe setzen, bevor man die Drehscheibe per Hebel in Gang setzte, die aus sich abwechselnden roten und schwarzen Feldern bestand. Schon in den ersten Jahren nach Erfindung dieser Automatenmodelle setzte sich der Inoffizielle Name des „Einarmigen Banditen“ durch – im Englischen One-Armed-Bandit genannt.
VERBOT MACHT ERFINDERISCH
Das Verbot der Geldspielautomaten in vielen Ländern zur Jahrhundertwende brachte eine große Umstellung mit sich, deren Auswirkungen noch heute zu sehen sind. Da man lange Zeit nicht mehr um Geld spielen durfte, konnte man nur noch kleine Preise gewinnen. Sehr populär waren hierbei die Automaten in den USA, bei denen man um Süßigkeiten in diversen Geschmacksrichtungen spielen konnte. Die hierfür verwendeten Fruchtsymbole setzten sich auch in Europa durch und sind auch nach der Wiedereinführung von Geldspielautomaten bis heute Bestandteil der meisten Glücksspielautomaten weltweit. Entsprechend dieser Symbole wird der Glücksspielautomat in Großbritannien heutzutage auch fruit machine genannt. In den USA setzte sich – benannt nach dem früheren Münzeinwurf – der Begriff slot machine durch, während der Spielautomat in Australien – trotz oftmaligen Fehlens des beliebten Kartenspiels auf dem Gerät – poker machine genannt wird.
DIE ANFÄNGE IN DEUTSCHLAND
In Deutschland wurden Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten Geldspielautomaten entwickelt. Das bekannteste Gerät war der in Leipzig entwickelte Fingerschlagautomat Bajazzo. In den 1920er-Jahren gab es allein in Berlin über 10.000 dieser Spielgeräte. Ab Anfang der 30er-Jahre wurde sowohl die erste Rechtsgrundlage geschaffen als auch – mit der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt – eine erste Prüfinstitution festgelegt. Kurze Zeit später jedoch durften die Automaten nur noch auf Jahrmärkten bespielt werden. In den Anfängen der Bundesrepublik wurde das Aufstellen von Glücksspielautomaten im Allgemeinen wieder erlaubt. Jedoch durfte der Aufstellort nur noch nach Kriterien des Jugendschutzes ausgewählt werden. Dementsprechend standen ab den 1950er-Jahren die Geldspielautomaten ausschließlich in Spielhallen und geeigneten Gaststätten. Mit den Jahren wurden sowohl die Anforderungen für eine Aufstellung als auch Betrieb und Einsätze stark reglementiert. Die umfangreichen rechtlichen Regulierungen, die Spielautomaten heute unterliegen, unterscheiden sich je nach Rechtsordnung und dem Standort der Automatenaufstellung.
SPIELAUTOMATEN IN SPIELBANKEN
Während sie in US-amerikanischen Casinos schon in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts Einzug nahmen, dauerte es in Deutschland bis in die 1960er-Jahre bevor die ersten Automaten in die Spielbanken einzogen. Nicht zuletzt deshalb wurde das Automatenspiel früher in deutschen Spielbanken oft als das „Kleine Spiel“ bezeichnet. Die klassischen Glücksspiele wie Roulette und Black Jack wurden dem gegenüber „Großes Spiel“ genannt. Während die Spielautomaten in den ersten zwei Jahrzehnten ihres Betriebs kaum zum Gesamtertrag der Casinos beitrugen, sind sie seit Ende der 1980er-Jahre für über die Hälfte der Umsätze deutscher Spielbanken verantwortlich. Heutzutage betragen die Einnahmen von Glücksspielautomaten in deutschen Spielbanken fast 80 Prozent. An einigen Standorten wird daher mittlerweile ausschließlich Automatenspiel angeboten.
EIN GROßER KASTEN MIT HIGHTECH PUR
Waren die ursprünglichen Spielgeräte noch einfach in ihrem Aufbau und ihrer Funktion sowie rein mechanisch, wurden sie im Lauf der Zeit deutlich komplizierter und elektromechanisch betrieben. Heutzutage sind Spielautomaten in der Regel hochkomplexe und rein elektronisch funktionierende Geräte, die angesichts der Computer in ihrem Inneren kaum noch etwas mit ihren mechanischen Vorfahren zu tun haben. Geblieben ist neben dem Zweck Glücksspiel auch die Optik: Sowohl die kastenähnliche Form als auch die farbenfrohe und beleuchtungsfreudige Gestaltung lassen einen Glücksspielautomaten seit seiner Erfindung schon von Weitem erkennen. Andere Spielgeräte, die ohne Geldgewinnfunktion arbeiten – wie Flipper- oder Videospielautomaten – unterscheiden sich dagegen meist deutlich in Aussehen und Funktion von den klassischen Spielautomaten.
DAS SPIELANGEBOT – VIELFÄLTIG UND KLASSISCH
Das Spielangebot moderner Glücksspielautomaten kann dank der technischen Ausstattung eine Vielzahl an komplexen Glücksspielen – inklusive Poker, Black Jack und Roulette – an einem einzelnen Gerät umfassen. In der Regel gehören zu den beliebtesten Automatenspielen jedoch Spielarten, die dem Spielsystem folgen, das schon die Automaten aus dem 19. Jahrhundert besaßen. Das Spiel besteht aus mehreren Walzen – anfangs mechanische, heute digitale –, auf denen unterschiedliche Symbole aufgebracht sind. Die in der Regel drei bis sechs Spielwalzen werden per Knopfdruck in Gang gesetzt und halten entweder von selbst wieder an oder können meist alternativ frühzeitig per erneutem Druck gestoppt werden. Es gibt mehrere Linien, auf die man setzen kann. Je nachdem wie viele Übereinstimmungen mit gleichen Symbolen auf der gespielten Linie getroffen wurden und wie selten das jeweilige Symbol ist, errechnet sich die Höhe des Gewinns. Zusätzlich gibt es bei modernen Automaten noch diverse Bonusspiele und interaktive Features. Bei vielen Retro-Automaten kann der Spielablauf zusätzlich übrigens immer noch mit dem altbekannten rechts angebrachten Hebel in Gang gesetzt werden: Der sogenannte „einarmige Bandit“ ist einfach nicht totzukriegen.
KOMMISSAR ZUFALL IN DER HAUPTROLLE
Die oftmals von Spielern bei Glücksspielautomaten vermeintlich entdeckten Ereigniszusammenhänge oder beobachteten Regelhaftigkeiten sind ein Trugschluss. Unabhängig von den Herstellern ist jeder Spielautomat einem vom Computer vorgegebenen Zufallsprinzip unterworfen, welches bei jedem Druck auf den Knopf immer das gleiche ist. Unabhängig davon, ob der Drehvorgang vorzeitig eigenständig gestoppt wird, bleibt die Gewinnchance immer gleich. Der Zufall ist beim Automatenspiel – genau wie bei jedem anderen Glücksspiel auch – der allein bestimmende Faktor. Weder Taktik, noch Tageszeit, weder geschickte Hände noch beten hilft. Gab es in den Anfangsjahren der Automaten und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch vereinzelte Modelle, die man mit Manipulation beeinflussen konnte, so sind diese Zeiten schon lange vorbei. Die heutigen Glücksspielautomaten sind mittlerweile zu beleuchteten Maschinen mit vernetzten Hochleistungscomputern im Inneren geworden. Wie, wann und in welcher Kombination die Symbole auf dem Display fallen, ist vollkommen willkürlich und richtet sich allein nach hochkomplizierten Algorithmen. So ist es zwangsläufig unmöglich, ein Ergebnis vorauszusagen.
ABERGLÄUBISCH DARF MAN SEIN – ES BRINGT NUR NICHTS
Dass alleine der Zufall entscheidet, hindert jedoch weder den Anfänger noch den erfahrenen Spieler daran, zu hoffen, es könnte auch anders sein. Wer hat noch nie einen Glücksbringer in der Hand gehabt, seine Daumen gedrückt oder ein Stoßgebet gen Himmel geschickt und gehofft, so an den großen Jackpot zu kommen? Natürlich können solche „Rituale“ auch erstaunliche Blüten treiben: Viele Spieler möchten nur an „ihrem“ Gerät spielen, wer gerade eine Glückssträhne hat, möchte weder angesprochen geschweige denn angefasst oder überhaupt gestört werden. Über Pech und Glück scheint dadurch entschieden zu werden, dass man ein bestimmtes Hemd angezogen, zu früh oder spät gedrückt oder mit dem falschen Fuß die Spielbank betreten hat. Auch Taktiken und Strategien beim Glücksspiel zu finden, mit denen man sicher gewinnen kann, sind praktisch so alt wie das Glücksspiel selbst. Während man bei Poker zumindest noch bluffen kann oder bei privaten Spieleabenden mit Freunden mogeln, so gibt es beim Spiel mit den Automaten keinerlei Chance, es zu seinen Gunsten zu beeinflussen Die Zeitspanne zwischen Gewinn und erneutem Gewinn ist einzig eine Sache des Zufalls. Dementsprechend gibt es auch keine wie auch immer geartete Strategie beim Automatenspiel, die das Gewinnen wahrscheinlicher macht. Sollte es jedoch einmal wirklich so sein, dass ein Ritus oder eine vermeintliche Strategie mit einem großen Verlust oder einem hohen Gewinn zusammenfällt, ist es jedoch trotzdem – wie jedes Mal beim Automatenspiel – ein absoluter Zufall.
WIE STEHEN DIE CHANCEN?
Wie hoch die Gewinn- oder Ausschüttungsquote ist, kann sich im Vergleich zu den klassischen Glücksspielen – wie Roulette oder Black Jack, wo die Quote je nach Spielart im Wesentlichen gleichbleibt – beim Automatenspiel deutlich unterscheiden. Die Gewinnchancen am Spielautomaten variieren oft stark je nach Automatentyp, Land oder Aufstellort. Im Spieleparadies Las Vegas gibt es keine gleichen Quoten. Selbst innerhalb eines Casinos kann sich die Gewinnquote je nach Standort oder Automatenmodell deutlich unterscheiden. Auch in Deutschland gibt es keine einheitliche Regelung. Eine Mindestausschüttungsquote ist in der Regel je nach Aufstellungsort vorgegeben, eine Höchstquote variiert stark. Jedoch sollte man bedenken, dass eine hohe Quote nicht bedeutet auch eine große Chance auf den Jackpot zu haben. Die Auszahlungsquote betrifft ebenso kleine Gewinne und Bonusspiele, die man während des Spieles erhält und die Gesamtauszahlungsquote ergeben.
DAS GROßE KLIMPERN IST VORBEI
Noch vor wenigen Jahren wurden Spielautomaten mit Münzen „gefüttert“. Dementsprechend laut war ein Gewinn, bei dem es schon mal minutenlang im Gewinnfach geklimpert hat. Heutzutage wird mit Scheinen bezahlt und auch die Gewinnauszahlung am Gerät ist in der Regel bargeldlos. Das Gesamtguthaben kann man sich meist selbst direkt am Automaten auf ein Cashout-Ticket ausdrucken lassen. Das Ticket kann dann an den Kassen der Casinos oder speziellen Auszahlungsterminals eingelöst werden. Alternativ verwendet man das Ticket am Scheineinzug wie eine Geldnote, um an einem anderen Glücksspielautomaten zu spielen. Ein weiteres Auszahlungssystem an modernen Automaten ist das Guthabenkartenformat. Hier kann das Spielguthaben auf eine Karte in Kreditkartengröße geladen werden. Die Funktion ist ansonsten die gleiche wie beim Ticketsystem. Die Umstellung der Bezahlungsart vollzog sich im Verlauf der ersten zwei Jahrzehnte der 2000er-Jahre, so dass es mittlerweile weltweit nahezu kein großes Casino mehr gibt, das nicht auf das moderne Einzahl- und Auszahlungssystem umgestellt hat.
EIN STAR AM AUTOMATENHIMMEL
Wie sehr ein Gewinn vom Zufall des Algorithmus des Spielgerätes abhängt zeigt der wohl bekannteste Spielautomat. Der Jackpot des bis zum Jahr 2014 im MGM Grand Hotel in Las Vegas stehenden Lion´s Share Spielautomaten konnte erst nach 21 Jahren mit einem Stand von über zwei Millionen Dollar geknackt werden. Zuvor fuhren viele Spieler extra nur in die Nevada-Metropole, um an dem legendären Spielgerät ihr Glück zu probieren. Sogar eigene Social-Media-Fanaccounts besaß das Spielgerät. Schließlich konnte ein Ehepaar aus New Hampshire den Jackpot in Höhe von 2,4 Millionen mit nach Hause nehmen. Glück muss man haben.
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